Was für ein Moment!
Mit beeindruckenden sechs Olympia-Auftritten unter ihrer Gürtel hat Österreichs Liu Jia stolz die Rolle der Fackelträgerin am ersten Tag der Olympischen Fackelstaffel Paris 2024 übernommen.
Der Olympische Fackellauf startete am Donnerstag in Marseille. Österreichs Olympia-Legende Liu Jia war eine von 200 Fackellträger:innen auf der ersten von 67 Etappen.
„Es war mir eine große Ehre, die Olympia-Fackel in Frankreich tragen zu dürfen“, sagte die sechsmalige Olympia-Teilnehmerin Liu Jia ergriffen. Die in Peking geborene oberösterreichische Tischtennis-Legende war schon am Mittwoch bei der Ankunft der Olympischen Flamme mit dabei.
„Das war eine riesige Party, die ganze Stadt war auf den Beinen. 150.000 Menschen waren bei der feierlichen Zeremonie im Alten Hafen dabei. Das war beeindruckend, als dieses historische Segelschiff angelegt hat, begleitet von hunderten kleinen Booten. Natürlich gab es auch ein Feuerwerk, eine französische Fliegerstaffel ist mit blau-weiß-rotem Rauch über unsere Köpfe gedonnert. Am Abend gab es dann noch ein großes Hip-Hop-Konzert und ich war mit vielen Sportler:innen und anderen Fackelträger:innen vom Organisationskomitee zu einem Abendessen in einem wunderschönen Schloss eingeladen. Das war sehr feierlich“, erzählt die 42-jährige Ex-Europameisterin und zweimalige Einzel-Neunte bei Olympischen Spielen.
Nach einem Jahr Pause schlägt die Linzer Tischtennisspielerin Liu Jia ab August in Paris auf – konkret beim französischen Tischtennis-Verein Saint-Denis. Mehrere Faktoren hätten die Europameisterin und sechsfache Olympiateilnehmerin zu diesem Entschluss geführt.
„Nach langer Überlegung habe ich mich dazu entschieden, wieder Mitglied eines Vereins zu werden“, verkündete Liu Jia heute Vormittag bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit ihrem Sponsor und Arbeitgeber backaldrin. Eine überraschende Entscheidung, hatte die Profi-Sportlerin doch eigentlich den Tischtennis-Vereinen bereits den Rücken zugewandt. Aufgrund der Olympischen Spiele, die 2024 von 26. Juli bis 11. August in Paris stattfinden werden, weckte das Angebot des französischen Vereins dann aber doch ihr Interesse. Denn als fixes Teammitglied der österreichischen Nationalmannschaft will sie 2024 für Österreich an den Start gehen.
Unterstützung aus der Familie
„Ich spiele dort in einer der olympischen Hallen, was natürlich dann ein Vorteil für mich ist. Es ist eine gute Mannschaft mit guter Stimmung – und das will ich neben dem Sport auch ein wenig genießen. Außerdem ist Paris einer meiner Lieblingsstädte“, freut sich Jia auf ihren neuen Verein. Zuerst steht für Olympia jedoch die Qualifizierung an, die keine leichte Herausforderung sein wird.
Bei ihrer Entscheidung bekam sie auch befürwortenden Zuspruch von ihrer 11-jährigen Tochter. Diese will nämlich einmal in Frankreich studieren und lernt auch bereits Französisch in der Schule. Sie befürwortete die Überlegungen ihrer Mutter, für den französischen Verein zu spielen.
Training weiterhin in Österreich
Der einjährige Vertrag läuft nun für die Saison von August 2023 bis Juli 2024. Dort wird Liu Jia mit der französischen Nachwuchshoffnung Prithika Pavade spielen. Außerdem erhofft man sich dort, dass die chinesische-österreichische Tischtennisspielerin ihre langjährigen Erfahrungen an die Nachwuchsspieler weitergeben kann. Vergangenes Jahr gewann Jia im Übrigen gegen ihren zukünftigen Verein in der Championsleague.
Wohnen und trainieren wird Liu Jia weiterhin in Österreich, für die bis zu zehn Meisterschaftsspiele reist sie dann jeweils nach Frankreich. Spielen wird sie mit ihrem neuen Verein nur in der französischen Liga, nicht in der Championsleague.
Zukunft ungewiss
„Sowohl im Verein als auch bei Olympia werde ich nur an den Mannschaftsbewerben teilnehmen“, so die Linzerin. Derzeit steht die Sportlerin jeden Tag in der Kraftkammer. „Ich brauche einen gesunden Körper“, betont sie. „Tischtennis spiele ich hingegen nur, wenn ich Wettkämpfe habe.“
Ob es nächstes Jahr dann für Liu Jia weitergeht, könne sie noch nicht sagen. An internationalen Turniere werde sie aber, wie derzeit auch schon, nicht teilnehmen: „Ich habe mich klar entschieden für ein Kind und für eine Familie, was Verantwortung mit sich zieht. Da würden einfach die zeitlichen Ressourcen fehlen.“
Kornspitz im Land des Baguettes
Auch ihr Sponsor und Arbeitgeber backaldrin, mit Sitz in Asten, steht hinter der Entscheidung der Profi-Sportlerin. „Sportsponsoring bedeutet für backaldrin auch, dass wir uns abseits des Sports um unsere Athletinnen und Athleten bemühen. Für uns ist es auch wichtig, dass wir unseren Mitgliedern des Kornspitz Sport Teams eine Perspektive und ein zweites Standbein anbieten können und so auch eine sorgenfreie Zukunft ermöglichen können. Es freut mich sehr, dass sich gerade bei Liu Jia Sport und Beruf so gut miteinander vereinen lassen. Mit Liu Jia haben wir ein Aushängeschild, nicht nur in Österreich und ihrem Geburtsland China, sondern auf der ganzen Welt. Wir werden sie deshalb weiterhin unterstützen und wünschen Ihr viel Erfolg bei ihrem neuen Verein und bei der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024“, erklärt Wolfgang Mayer, backaldrin Unternehmenssprecher, und schmunzelt: „Wir hoffen, dass der Kornspitz im Land der Baguettes ebenfalls Einzug hält.“